QIMOTO Nacken.clinc 4-Stufen-Diagnostik

Frau Kaiser (es könnte auch ein Herr Kaiser sein)

Frau Kaiser ist 57 Jahre und kommt zu uns mit seit 20 Jahren bestehenden Nacken- und Rückenschmerzen.
In den letzten Jahren sind die Beschwerden so schlimm geworden, dass Sie keinen Tag mehr schmerzfrei ist.

Im Vordergrund steht ein brennender Schmerz im Nacken. Die Schmerzen können in den Hinterkopf, in die Arme, manchmal auch in die untere Wirbelsäule ausstrahlen. Zusätzlich Schwindel, Müdigkeit, manchmal Benommenheit.
Nach der Krankengymnastik oder Massage ist der Schmerz für mehrere Tage extrem verstärkt.
Schmerzmittel wirken nicht oder führen zu starken Nebenwirkungen.
In den letzten Jahren kam es z.T. unvermittelt zu Angst- oder Panikattacken.
Frau Kaiser ist sehr verzweifelt.

Nacken.clinic Untersuchung:

1. Stufe - Untersuchung der Struktur
In der Röntgenuntersuchung finden sich leichte Abnutzungen an den Bandscheiben und Wirbelkörpern der Halswirbelsäule,
diese können die Beschwerden nicht erklären.
In der Ultraschall-Elastografie ist das Bindegewebe zu fest.

2. Stufe - Untersuchung der Funktion
Die Beweglichkeit der Halswirbelsäule ist unauffällig.

3. Stufe - Untersuchung der Steuerung
In der überblickenden Überprüfung des Stresssystems mit dem HRV-Test zeigt sich ein deutliches Überwiegen der Sympathikusaktivität als Zeichen einer hohen inneren Stressbelastung.
Im Druckschmerz-Test findet sich eine ausgeprägte Überempfindlichkeit und ein Nachhall-Effekt.

4. Stufe - persönliche Faktoren
Frau Kaiser arbeitet aufgrund der Beschwerden nicht.
Auch alle anderen Aktivitäten im Alltag sind durch die Schmerzen stark eingeschränkt.

Fazit:

Auch hier sind die Beschwerden zunächst orthopädisch nicht zu erklären.
Entscheidend ist der brennenede Schmerzcharakter und die stark erhöhte Reaktion im Test der Schmerzschwelle.
Bei Frau Kaiser hat sich eine Schmerzsensibilisierung oder auch eine "Schmerzallergie" entwickelt.
Die auffälligen Veränderungen in der Ultraschalluntersuchung des Bindegewebe zeigen eine zusätzliche Stoffwechselstörung an.
Typischerweise lassen sich diese Schmerzen durch die klassischen Schmerzmittel nicht lindern.

Behandlungsstrategie

Die Verselbstständigung des Schmerzes ist für den Patient und den Arzt die größte Herausforderung.
Auch hier hilft es aber zunächst einmal zu verstehen, dass der gefühlte Schmerz eine überstarke Reaktion des Schmerz-Nervensystems ist.
Da dabei die Ursache im Nervensystem selbst liegt, können die an der Halswirbelsäule oder der Muskulatur wirkenden Medikamente keine gute Wirkung entfalten.
Leider kennen noch zu wenig Therapeuten diese Zusammenhänge und oft entsteht beim Patienten der Eindruck sie würden nicht ernst genommen oder alles würde auf die Psyche geschoben.

Leider denken noch viele Therapeuten aber genauso, wenn es körperlich nicht zu erklären ist, muss es eben psychisch sein.
Diese Erklärung ist aber genauso falsch wie sie eine richtige Behandlung verhindert.

Vielen hilft das Erklärungsmodell der Allergie, denn auch bei der Allergie entsteht auf einen kleinen Reiz eine überstarke, manchmal sogar lebensbedrohliche Überreaktion des Körpers.
Diese Überreaktion ist nicht an Organe gebunden, sie ist also im Röntgenbild oder Ultraschall nicht zusehen, sondern entsteht eben durch die Überreaktion im Abwehrsystem.
So ähnlich können wir uns die überstarke Schmerzreaktion bei Patienten mit Schmerzsensibilisierung erklären.

Und genau dort muss die Behandlung ansetzen. Manchmal hilft eine kontinuierliche Trainingstherapie mit sehr sehr kleinen Reizen, wie bei einer Allergie-Desensibilisierung.
Oft ist es hilfreich in der Behandlung anfangs auch "Antiallergika" gegen Schmerzen zu nutzen.
Die Behandlung ist aber in diesen Situationen immer sehr individuell und kann nur in enger Absprache zwischen Patient und Arzt erfolgen.

Verlauf

Für Frau Kaiser war es zuerst schwer zu verstehen, dass die Beschwerden nicht dort entstehen, wo sie die Verspannung im Muskel fühlt.
Zu oft hatten die Krankengymnasten und Masseure davon gesprochen, dass schließlich alles verspannt sei.
Die Medikamente um den Schmerz im Schmerz-Nervensystem zu dämpfen hatte sie nicht vertragen.
Mit einem anfangs sehr reduzierten und kleinen Übungsprogramm konnte sie aber immer öfter eine Linderung der Beschwerden erreichen.
Besonders positiv war, dass sie zunehmend auch die Behandlung und ein leichtes Krafttraining der Muskulatur vertrug.
Mit Aufmerksamkeits- und Atemmeditation wurde sie innerlich ruhiger und der Schmerz war nicht mehr so überwältigend und bedrohlich.
Sie begann mit Malen und konnte wieder länger Spazierengehen.
Schließlich ergab sich eine neue Arbeitsstelle, in der sie halbtags arbeiten konnte und sehr zufrieden war.

Übersicht der Untersuchnugsergebnisse von Frau Kaiser auf der Nackenpyramide