Wie Sie chronische Beschwerden und Schmerzen überwinden können

Chronische und wiederkehrende Schmerzen können unser Leben, unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Besonders bei chronischen Nackenschmerzen lässt sich oft der Schmerz oder die Symptome wie Benommenheit und Schwindel keiner spezifischen Ursache oder Erkrankung zuordnen. Im Gegensatz zu Schmerzen aufgrund von Arthrose oder Rheuma gibt es keine Behandlungen, die nachhaltig zur Linderung beitragen. Häufig gibt es auch keine eindeutige Erklärung. Viele unserer Patienten haben bereits verschiedene Therapeuten und Behandler konsultiert, jedoch konnte ihnen selten dauerhaft geholfen werden.

Die fehlende eindeutige Diagnose bedeutet auch, dass wir keine zielgerichteten Behandlungsmöglichkeiten haben. Dennoch ist der Schmerz immer präsent und hindert unser Nervensystem daran, zur Ruhe zu kommen. Es entsteht eine anhaltende Anspannung, die wir oft nicht mindern können. Viele Patienten denken: „Wenn es nur eine eindeutige Diagnose gäbe, und eine klare Behandlungsmethode, die das Schmerzsystem langfristig beruhigt, wäre das wunderbar.“

Der immer wiederkehrende Schmerz ruft auch viele emotionale Reaktionen hervor. Aufgrund der fehlenden Diagnose und zielgerichteter Behandlungsmöglichkeiten fühlen wir uns hilflos und machtlos. Hilflosigkeit führt in unserem Nervensystem oft zur Aktivierung von Angst, da Angst dazu da ist, uns vor gefährlichen Situationen zu schützen. Eigentlich soll die Angst uns motivieren einer Bedrohung zu entgehen. Da jedoch kein Therapeut wirklich helfen kann, nehmen die innere Hilflosigkeit und Angst immer weiter zu.

Manchmal erfordert es mehr Energie, um mit den zusätzlichen Gefühlen von Frustration, Hilflosigkeit, Ohnmacht und Angst umzugehen, als den eigentlichen Schmerz zu bewältigen. Viele unserer Patienten sagen, dass der Schmerz an sich nicht das Schlimmste ist, da sie damit umgehen können. Viel schlimmer sind die Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität. Aufgrund der begleitenden emotionalen Belastungen vermeiden viele Menschen soziale Aktivitäten und Freizeitbeschäftigungen. Manchmal erfordert es all unsere Energie, um mit der Situation zurechtzukommen, und jede äußere Anforderung ist dann zu viel.
Chronischer Schmerz wird dadurch zu einem eigenständigen Problem, das unsere Stimmung, unser Vertrauen und unsere Lebensfreude stark beeinträchtigt und einschränkt, oft stärker als der eigentliche lokale Schmerz.

Es ist daher von immenser Bedeutung, dass wir bei der Behandlung von chronischen Schmerzen besonders diese Faktoren berücksichtigen. Stellen Sie sich vor, es gäbe nur den Schmerz, und Sie könnten sagen: "Ja, es tut dort weh, es ist etwas verspannt, aber es beeinträchtigt mich nicht wesentlich. Es hindert mich nicht daran, mich wohlzufühlen oder mein Leben zu genießen. Ich kann mich bewegen und an allen Dingen teilnehmen, die mir wichtig sind."

Wäre das nicht eine wunderbare Alternative, die möglicherweise sogar dazu führen könnte, dass der Schmerz allmählich nachlässt?
Denn je stärker der Schmerz emotional belastet, desto stärker prägt er sich in unserem Schmerzgedächtnis ein, und desto schwieriger wird es, ihn wieder loszuwerden. Ähnlich wie bei traumatischen Erlebnissen hat die emotionale Bedeutung einen großen Einfluss auf unser Gehirn. Oft ist das die wichtigste Ursache für ein Schmerzgedächtnis.
So kann bei chronischen Schmerzen auch eine geschwächte „Abwehrfunktion“ von Stress eine Rolle spielen. Unser Stress-Abwehrsystem kann genetisch oder aufgrund früher Erfahrungen geschwächt sein. Heutzutage wissen wir, dass das dieses System bereits während der Schwangerschaft geprägt wird.

Manchmal besteht eine überempfindliche Reaktion des Nervensystems auf körperliche Empfindungen, ähnlich wie bei Allergien. Viele Menschen, die schmerzempfindlicher sind, einen empfindlichen Magen, Allergien oder sich als sensibel wahrnehmen, erleben dies im Alltag.
Situationen, Gerüche, Wetter und vieles mehr wirken sich bei diesen Menschen stärker aus als bei anderen. Das bedeutet nicht, dass sich diese Menschen den Schmerz, die Allergie, die Migräne oder den Ausschlag einbilden, sondern dass der Teil ihres Nervensystems, der auf äußere Reize reagiert, stärker und schneller aktiviert wird.

Wenn wir chronische Schmerzen haben, ist unser Nervensystem ständig angespannt, selbst wenn unser Verstand weiß, dass alle orthopädischen Untersuchungen unauffällig waren und keine schwerwiegenden Erkrankungen, Tumore, Rheuma oder Probleme an der Wirbelsäule oder im Kopf vorliegen.
Trotzdem löst der konstante Schmerz eine Reaktion der Gefahr in unserem Nervensystem aus.

Daher ist es bei chronischen Schmerzen am wichtigsten, diese Überaktivität im Nervensystem zu reduzieren. Dazu bedarf es mehr als nur theoretischem Wissen. Es bedarf einer Strategie und Behandlungen, die unserem Nervensystem die Angst nehmen. Dadurch kann die Aktivierung zurückgehen und manchmal auch der Schmerz.

Aber wie kann das gelingen?
Wenn wir verstehen, dass Schmerz in unserem Nervensystem immer als Bedrohung wahrgenommen wird, können wir auch verstehen, dass Unsicherheit, Hilflosigkeit, Angst und Ohnmacht entstehen, wenn wir dieser Bedrohung nichts entgegensetzen können.
Da unser Nervensystem hauptsächlich durch körperliche und emotionale Erfahrungen und nicht durch Gedanken oder Wissen lernt, müssen wir die Behandlungen so gestalten, dass unser Körper genau das erfährt, was er braucht, nämlich Sicherheit. Genauso wie wir uns sicher fühlen, wenn keine Bedrohung vorhanden ist, wenn wir genug zu essen und zu trinken haben und Freunde um uns sind, kann sich unser Körper entspannen und die Bedrohung reduzieren, wenn er sich sicher fühlt.

Aber wie erreichen wir das?
Eine einfache orthopädische Methode, um Sicherheit im Körper zu vermitteln, ist eine gut entwickelte Muskulatur. Insbesondere bei Nackenbeschwerden ist oft eine unzureichende muskuläre Stabilität festzustellen. Regelmäßige körperliche Aktivität, gezieltes Training und physiotherapeutische Übungen können dabei helfen, die Muskulatur zu stärken und die Stabilität zu verbessern.

Manchmal sind kräftigende Übungen aber aufgrund der Schmerzsensibilisierung nicht möglich, besonders dann ist es zusätzlich zur körperlichen Ebene unseren Geist und unser emotionales Schmerznervensystem zu beruhigen. In jüngster Zeit haben sich viele Behandlungsmethoden entwickelt, die darauf abzielen, diese Bereiche anzusprechen. Mentale Methoden wie MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), Meditation, Visualisierung und Hypnotherapie können dabei helfen, die Aufmerksamkeit zu lenken, Stress abzubauen und das Schmerzempfinden zu verringern. Auch ältere Methoden wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Feldenkrais und viele andere haben sich bewährt und können unterstützend wirken.

Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Einbindung von Unterstützungssystemen sind ebenfalls von großer Bedeutung. Selbsthilfegruppen, therapeutische Gemeinschaften oder der enge Kontakt zu Freunden und Familie können dabei helfen, die emotionale Belastung zu reduzieren und ein Gefühl der Verbundenheit und Unterstützung zu vermitteln.

Geduld und Ausdauer sind unerlässlich bei der Bewältigung chronischer Schmerzen. Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern kleine Fortschritte und Verbesserungen anzuerkennen. Die Behandlung von chronischen Schmerzen erfordert oft Zeit, Engagement und Kontinuität. Es gibt selten eine schnelle Lösung oder einen magischen Heilungsprozess. Indem wir Geduld und Ausdauer entwickeln, können wir schrittweise positive Veränderungen erreichen.

Zusammenfassend ist es wichtig, bei der Behandlung von chronischen Schmerzen einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Das umfasst die Stärkung der Muskulatur, die Beruhigung des Geistes und des Schmerznervensystems, den Austausch mit anderen Betroffenen und die Entwicklung von Geduld und Ausdauer. Durch die Kombination dieser Ansätze können wir dazu beitragen, chronische Beschwerden und Schmerzen zu überwinden und eine verbesserte Lebensqualität zu erlangen.

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