Persönlicher Kontext (Wesen)

... Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;

und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern:
denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht.

Du mußt dein Leben ändern.

Rainer Maria Rilke
aus Archaïscher Torso Apollos

 

Nackenschmerzen und Nackenverspannungen sind zu einem Symbol unserer postmodernen Zivilisation geworden.
Sie spiegeln uns nicht nur unseren Umgang mit unserem Körper, sondern sie zeigen uns, wie kaum ein anderes Symptom,
wie sehr wir uns von unseren inneren Bedürfnissen, der Wahrnehmung unserer Sinne,
von einem sinnvollen Tun und damit auch letztlich von uns selbst entfernt haben können.

Damit nicht genug, dieses immer von uns abgelenkt werden, spiegelt sich auch in unserem Umgang mit der Welt.
So läuft uns die Zeit davon.

Wenn wir wieder mehr uns und unsere Bedürfnisse spüren wollen, wenn wir unsere inneren Werte und uns als Person entfalten wollen,  müssen wir etwas ändern.

Als allererstes müssen wir wieder verstehen, das Schmerzen uns herausfordern,
wir verschenken die wichtigsten Informationen in unserem Leben wenn wir sie einfach loswerden wollen ohne die Ursachen zu verstehen.

Akute Schmerzen lassen uns intuitiv wissen was gut für uns ist, wie wir dem Schmerz begegnen und Heilung ermöglichen.
Chronische Nackenschmerzen fordern uns heraus über unseren Umgang mit uns selbst und dem Schmerz nachzudenken.
Chronischer Schmerz kann sich vollständig vom Nacken und unserem Verhalten entkoppeln und eine Schmerzkrankheit hervorrufen.
Oder er spiegelt unsere inneren Gefühle und Bedürfnisse.
Beides ist möglich, beides kann sich vermischen, muß aber erkannt und gänzlich anders behandelt werden.

Erst wenn es uns gelingt den Schmerz besser zu verstehen und auch den Bedürfnissen hinter den Schmerzen Raum zu geben,
werden wir nicht nur unsere Verspannungen, sondern auch uns selbst und letztlich die Welt um uns verändern.

Im persönlichen Bereich sind diese Faktoren besonders wichtig:

  • Tätigkeiten und Bewegung

    Unser tägliches Verhalten, dass was wir und wie wir es tun, ob während der Arbeit oder in der Freizeit, wirkt sich direkt auf unseren Nacken und unsere Halswirbelsäule aus.

  • Soziales System

    Wie bin ich beruflich, privat und familiär in die sozialen Kontexte eingebunden? Fühle ich mich sicher?
    Habe ich besondere Verpflichtungen oder belastende Aufgaben?
    Auch das beeinflusst unser inneres Befinden, damit unsere Emotionalität und die Muskelspannung und schließlich das Stress-und Schmerzsystem.

  • Persönliche Entwicklung

    Auch unsere persönliche Entwicklung und unsere innere Zufriedenheit kann nicht nur unser Gefühl, sondern auch unser Schmerz- und Stresssystem verändern. Bin ich zufrieden mit mir und meinem Leben, führe ich ein erfülltes Leben? Mache ich das was gut für mich ist? Wohin möchte ich mich entwickeln? Wie können mir die Nackenbeschwerden dabei helfen?

Weiterführende Informationen

Tätigkeiten

Unser tägliches Verhalten, dass was wir und wie wir es tun, ob während der Arbeit oder in der Freizeit, wirkt sich direkt auf unseren Nacken und unsere Halswirbelsäule aus.

Lassen sie in sich kurz ein Bild entstehen, wie unsere Welt vor nur zehntausend Jahren aussah.
In der Entwicklungsgeschichte des Menschen ist dieser Zeitschritt nur ein Wimpernschlag.

Für ein optimales Überleben in dieser Welt hat sich unser Körper mit unserem Nervensystem und unserem Geist perfektioniert.

Vergleichen wir einmal dieses Bild mit unserem heutigen Alltag.

Nehmen sie in Gedanken einmal einen Menschen aus dieser Zeit einen Tag lang mit in ihr Leben
und fragen Sie ihn und sich am Abend nach ihren Erlebnissen und wie es ihnen geht.
Die meisten unserer orthopädischen und internistischen Erkrankungen können wir dann schnell aus dem Missverhältnis von Voraussetzungen und Anforderungen verstehen.

Und natürlich macht es dann noch einen großen Unterschied ob wir 4, 6, 8, 12 oder 16 Stunden sitzen und ob wir die Möglichkeit haben uns zu bewegen und körperlich auszuagieren.

Natürlich ist es auch wichtig wie wir sitzen, vor allem aber wie lange wir in der gleichen Position sitzen und wie groß oder klein unsere Bewegungen dabei sind.

Im Umgang mit einem, im Vergleich mit den menschlichen Organisationssystemen, sehr banalen mechanischen Produkt wie einem Auto, verstehen wir die Dinge besser:

Kaum jemand würde jeden Abend den Motor an seinem Auto einschalten, um den Garten zu beleuchten.
Genauso wenig wie (kaum) jemand jeden Tag mit dem 8-Zylinder oder teuren Sportwagen nur um die Ecke zum Einkaufen fahren würde.

Bewegung

Auch wenn es sich so einfach und einsichtig anhört, in der Praxis können die ungünstigen Auswirkungen von zu viel statischer Belastung ("halten") und zu wenig Bewegung des Rückens und insbesondere des Nackens kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Viele unserer Patienten berichten darüber das sie nicht nur 8 sondern oft 10-12 h/Tag vor dem PC oder Laptop sitzen.
Dabei müssen die Nacken- und oberen Rückenmuskel nur passiv halten und dürfen sich kaum bewegen.

Manche müssen zusätzlich noch längere Autofahren bewältigen oder viel telefonieren.

650 Muskeln in unserem Körper und alleine 50 im den Nacken und Gesicht rufen:
Bitte benutzt uns!

Muskeln sind aber die Organe unseres Körpers die vor allem dazu da sind Bewegung zu ermöglichen.
Wo der Körper nur etwas halten möchte hat er feste Bänder oder Knochen!

Wie alle anderen Organe unseres Körpers verändert sich der Muskel, je nachdem wie er genutzt wird.
Denken Sie nur an eine Verletzung an Arm oder Bein.
Allein durch die Schonung kann sich, z.B. bei einem Gips, der Muskel innerhalb von einer Woche um die Hälfte zurückbilden.
Durch die statische Belastung beim Sitzen verändert sich schließlich sogar die Struktur im Muskel,
die aktiven Muskelzellen bilden sich zurück und statt dessen kann Bindegewebe entstehen.

Nach unserer Erfahrung entstehen sehr viele chronische Nackenbeschwerden genau nachdem eine stärkere Schmerzsymptomatik auftrat.
Mit der schmerzbedingten Schonung und passiven Behandlungen (Dehnen, Massage, Manualtherapie, Osteopathie)
reduzierte sich die Fähigkeit der Nackenmuskulatur zusätzlich.

Die oft schon vorher verminderte Nackenmuskulatur bildete sich weiter zurück,
sodass sie im Anschluss mit den übermäßigen Haltearbeiten im Sitzen völlig überfordert war
und nur noch mit einer chronischen Verspannung reagieren konnte.

Persönliche Entwicklung

Manchmal tun wir Dinge, die wir nicht mögen,
um uns etwas zu leisten, damit wir uns davon erholen können.

Wir möchten gerne ganz wir selbst sein,
und lenken uns doch so oft davon ab.

 

"Das einzig lebenswerte Abenteuer
kann für den modernen Menschen
nur noch im Inneren zu finden sein."
C. G. Jung

Am Anfang, noch im Körper der Mutter, steht die körperliche Entwicklung unserer Organe und Strukturen ganz im Vordergrund.

Mit der Geburt beginnen wir in riesigen Schritten die Funktionen der angelegten Organe und Strukturen zu entwickeln.

Wir lernen in rasendem Tempo Fähigkeiten, die wir für ein selbstständiges Leben benötigen.
Mit größter Ausdauer, Energie und Leichtigkeit lassen wir uns nicht abhalten die Welt zu ergreifen, zu sehen, den Kopf zu heben, uns zu drehen, zu stehen und dann auf einmal laufen wir. Auch wenn wir noch so oft fallen, unserer innerer Entwicklungssinn führt uns dazu, nie aufzugeben.

Im Weiteren entfaltet sich, im Kontakt mit unserer Familie und Umgebung, unsere Persönlichkeit:
Interessen, Vorlieben, Geschmack, Wünsche, Verhalten.
In der persönlichen Reifung, dem Erfahren von Reaktionen und dem Verstehen von Zusammenhängen
entwickelt sich unser Selbst, die uns eigene Art und Weise mit der Welt umzugehen, unsere Art zu denken, unsere Selbstwahrnehmung und unsere Selbststeuerung.

Wenn wir Glück haben, erleben wir auch im weiteren Leben eine persönliche Entwicklung.
Wir gehen tieferen Fragen unseres Lebens nach:

Was ist uns im Inneren wirklich wichtig?
Gibt es etwas, das über unser Alltägliches hinausgeht?
Wo finden wir den Sinn in unserem Leben?
Wohin geht unsere Reise?

In unserem normalen Alltag, den täglichen Anforderungen und Verpflichtungen,
der zunehmenden Ablenkung durch Digitalisierung und Reizüberflutung,
finden wir kaum noch die Zeit und Ruhe auf unsere wirklichen Bedürfnisse zu hören.

Manchmal weisen uns Beschwerden dann genau darauf hin,
dass wir uns aus einem tieferen inneren Wunsch,

mit unseren Bedürfnissen, Möglichkeiten und unserer Persönlichkeit,
weiter entfalten möchten,
um unser ganzen Potential zu entwickeln und noch mehr derjenige zu werden, den wir in uns spüren.

Dass wir uns befreien wollen, etwas anders als bisher zu tun,
wir wieder mehr so leben möchten, wie es unserem inneren Entwicklungssinn entspricht.

Dass wir nicht mehr nur funktionieren und so weiter machen wie bisher,
sondern neue, für uns und unsere Sehnsucht jetzt besser passende Wege entdecken und beschreiten.

Manchmal braucht man schwierige Situationen, die uns die Kraft geben aus inneren und äußeren Zwängen auszubrechen.
Manchmal braucht es das Leiden in einer Situation und das innere Gespür für die dahinterstehende Herausforderung.

Das eigentliche ärztliche Tun muss den ganzen Mensch und auch seine individuelle Entwicklung im Blick haben -
wir unterstützen Sie gerne dabei.